"Du hast recht! Oder?“ Wie Self- Hugging uns in die Irre führt

Kennst du das? Du diskutierst mit einem Kollegen oder einer Kollegin und fragst dich, warum die andere Person eine komplett andere Sichtweise hat, obwohl die Fakten doch offensichtlich sind?


Die Antwort liegt häufig im sogenannten Self-Hugging - dem Phänomen, bei dem wir die Welt ausschliesslich durch unsere eigene Brille betrachten. Wir nehmen sie wahr durch unsere Erfahrungen, Werte und Motivationen und glauben, dass unsere Sichtweise die einzig richtige ist.

Das Problem: Unsere Sichtweise ist nicht die einzige.

Das Self-Hugging ist der Grund, warum wir in Diskussionen so oft aneinander vorbeireden, gerade im Job.

Wir gehen davon aus, dass unser Blick auf die Welt genauso gültig ist wie der des anderen. Wenn jemand anders denkt, müssen sie „falsch“ liegen. Doch der wahre Konflikt entsteht oft nicht durch falsche Fakten, sondern durch unterschiedliche Perspektiven.

In Teams führt das dazu, dass Motivationen, Prioritäten und Bedürfnisse unsichtbar bleiben. Wir erkennen die Sichtweise des anderen nicht an und verlieren so wertvolle Chancen, gemeinsam eine Lösung zu finden.


Konfliktpotenzial im Job – warum Self-Hugging Probleme verursacht

  • Missverständnisse entstehen, weil wir annehmen, dass unsere Wahrnehmung für alle gültig ist.
  • Reibungen und Frust entstehen, wenn andere nicht so reagieren, wie wir es erwartet haben.
  • Blockaden entstehen, weil wir den Standpunkt des anderen nicht verstehen.


Das Ergebnis?
Statt Zusammenarbeit entstehen Mauern. Statt Lösungen gibt es nur noch Meinungsverschiedenheiten.


Wie wir das ändern können: Übungen für mehr Perspektive

Es gibt einfache Übungen, die dabei helfen können, den Blickwinkel zu erweitern und ein tieferes Verständnis für die Sichtweise anderer zu entwickeln:


1. Perspektivenwechsel:

Nimm bewusst eine andere Sichtweise ein. Überlege: Wie würde eine Person mit völlig anderen Werten diese Situation sehen? Stell dir vor, du trittst in die Schuhe deines Gegenübers. Was treibt diese Person an? Was könnte sie sehen, was dir vielleicht entgangen ist?

2. Fragen statt Urteilen:

Bevor du annimmst, dass dein Gegenüber „falsch“ liegt, frag nach. Warum ist dir das wichtig? Oft erfahren wir durch gezielte Fragen mehr über die tatsächlichen Beweggründe und Werte des anderen. Das hilft, Missverständnisse zu vermeiden und den Dialog zu öffnen.


3. Motivationen erkennen:

Menschen handeln nicht zufällig. Jeder von uns hat individuelle Motivationen und Beweggründe. Wer versteht, was andere antreibt, kann besser mit ihnen kommunizieren und in schwierigen Situationen Lösungen finden.


RMP als Schlüssel - Deine individuellen Antriebe sichtbar machen

Eine effektive Methode, die hilft, das eigene und das Verhalten anderer besser zu verstehen, ist das Reiss Motivation Profile® (RMP). In meinen Coachings für Einzelpersonen und Teams setze ich dieses Profil ein, um die individuellen Antriebe sichtbar zu machen.
Das RMP hilft dabei, blinde Flecken zu erkennen. Die Dinge, die uns oft in Konflikte führen, weil wir sie nicht verstehen können.

Fazit: Gemeinsam weiterkommen, statt recht zu haben

Am Ende geht es nicht darum, „recht zu haben“, sondern darum, gemeinsam
voranzukommen.
 
Das bedeutet nicht, dass jeder immer der gleichen Meinung sein muss. Aber es bedeutet, dass wir die Perspektive des anderen verstehen und gemeinsam Lösungen entwickeln können. Die grösste Herausforderung ist nicht, einen Streit zu gewinnen, sondern das gegenseitige Verständnis zu fördern.

Fragen zum Nachdenken:

  • Wie oft ist deine Meinung nicht die einzige, die zählt?
  • Wie gehst du in Konflikten mit unterschiedlichen Perspektiven um?
  • Was könnte sich ändern, wenn du bewusst die Perspektive deines Gegenübers einnehmen würdest?